4.Kapitel
Jetzt ist es schon zwei Wochen her, seit sie den Unfall hatte. In dieser Zeit hatte sie viele Briefe und Anrufe von Leuten bekommen, die sie bemitleiden. Ihre Mutter hatte nicht Recht. Sie würde sich nie daran gewöhnen, niemals in ihrem Leben. Wie kann man sich auch daran gewöhnen, seinen Traum für immer aufgeben zu müssen, obwohl man schon so nah an ihm dran war, fast wäre er in Erfüllung gegangen. Wie kann man sich daran gewöhnen von allen entweder ausgelacht oder bemitleidet zu werden, daran, sich nie wieder richtig bewegen zu können, nie wieder schwimmen zu gehen, Rad zu fahren oder sonst irgentwelche Sportarten zu machen, daran, auf ewig kleiner als alle anderen zu sein und immer auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Sie würde nie wieder glücklich werden, nie wieder lachen.
" Juna, komm mal bitte. Wir haben eine Überraschung für dich", rif ihre Mutter von unten. Seit sie im Rollstuhl sitzt, hatten ihre Eltern alles versucht, um sie wieder glücklich zu machen und ihr Vater hatte extra für sie einen Fahrstuhl einbauen lassen, damit sie nicht die Treppe hoch und runtergetragen werden musste und ein bischen mehr Freiheit hatte, er hatte auserdem das ganze Haus Rollstuhlfreundlich gemacht.
Lustlos rollte sie in den Fahrstuhl, drückte auf den Knopf und die Türen schlossen sich. Sie spürte den leichte Ruck, als der Fahrstuhl runterfuhr.
Dann blieb er stehen und die Türen öffneten sich.
Ich werde immer langsamer als alle anderen sein, dachte Juna deprimiert.Nun war sie bei ihren Eltern im Wohnzimmer angekommen.
"Juna, zeig doch mal ein bischen mehr Freude, wir haben eine Überaschung", meinte ihr Vater vorwurfsvoll und Juna setzte wieder ihr gespieltes Lächeln auf. Sie wird nie wieder richtig Spaß haben, oder sich richtig freuen, doch sie wollte ihre Mutter auch nicht so traurig machen.
"Komm, ich verbind dir die Augen", sagte diese grade in dem Versuch, die Stimmung zuz verbessern. Sie nahm ein Tuch, trat zu Juna und verband ihr die Augen. Na toll, jetzt kann ich mich nur noch auf mein Gehör verlassen, echt super. Ihre Mutter schob sie aus der Tür und sie hörte, wie ihr Vater ihnen nachkam und die Tür hinter sich abschloss.
Dann schob ihre Mutter die weiter. Wo wollte sie nur hin? Juna hörte den Lärm der Autos und merkte zum ersten mal, wie laut Autos wirklich waren. Und dieser Gestank...früher hatte sie nie darauf geachtet, da konnte sie aber auch mehr tun, als einfach nur von ihrer Mutter mit verbundenen Augen durch die Straßen geschoben zu werden, da hatte sie noch die Chance gehabt, berühmt zu werden, da war ihr Traum noch nicht geplatzt.
"So, wir sind da", sagte ihre Mutter und nahm ihr die das Tuch ab.
Sie standen vor einem... Tatoo Studio. Was wollten sie den hier?
Aber eigentlich war es Juna auch egal. Seit dem Unfall war ihr alles fast alles egal. Aber irgentwie... irgentwie strahlte dieses Tatoostudio etwas merkwürdiges, fremdes aus... und erinnerte Juna an die seltsame Katze, die ihr einmal über den Weg gelaufen ist. Juna schauderte. Gegen ihren Willen war sie irgentwie doch aufgeregt, was es damit auf sich hatte. Ihr Vater öffnete die Tür und ihre Mutter schob sie in das Geschäft. Es roch leicht muffig und war ziemlich dunkel hierdrin, aber ihre Mutter schien sich hier auszukennen, denn sie schob sie geradewegs zu einem kleinen Tresen und drückte auf eine Klingel.Sofort eilte ein älterer Mann, so etwa um die 70 herbei.Er hatte, trotz seines Alters braune Haare und wenig Falten und hatte eine geheimnisvolle Ausstrahlung...so seltsam fremd. Er ging auf ihre Mutter zu und drückte ihr herzlich die Hand.
" Hallo Anette", sagte er freundlich. Er hatte eine warme, tiefe Stimme. Aber wieso weiß er den Vornamen ihrer Mutter? Kennt ihre Mutter diesen Mann etwa?" Hallo Bernhard, wir sind wegem dem Tatoo da."
"Ach ja, das Tatoo."Er wandte sich an Juna." Du bist also das Mädchen, das ein Tatoo bekommen wird. Komm mal mit, dann kannst du dir eins aussuchen",sagte er und blickte Juna in die Augen. Er hatte tiefbraune, weise Augen, die, genau wie alles in dem Geschäft und an dem Mann selbst geheimnisvoll und fremd wirkten. Schon wieder bekam Juna eine Gänsehaut und doch wusste sie, dass sie diesem Mann vertrauen konnte, mehr als jeder anderen Person in ihrem Leben, sogar mehr als ihren Eltern. Er schien mehr zu wissen als die anderen, schien viel mehr gesehen und erlebt zu haben. Viel zu viel für einen normalen Menschen.
Erst da begriff Juna die Worte des Mannes wirklich.Sie würde ein Tatoo bekommen! Ein Tatoo, wow...
"Juna", sagte ihr Vater,"los, du musst dem Mann schon folgen."
Juna rollte dem Mann hinterher, in einen kleinen, freundlichen Raum, der von Sonne durchflutet war. Er reichte ihr eine Mappe."Hier, da stehen alle Motive drin. Such dir eins aus."
"Danke", sagte Juna und schlug die Mappe auf.
Morgen schreib ich weiter