Wieder schmiegten wir uns aneinander, ich genoss den Moment einfach nur und schnurrte laut. Da schaute er mich an, seine orangenen Augen glänzten voller Liebe von mir- und im Hintergrund der fast volle Mond.
Der Moment, wie ich ihn gesehen hatte, erinnerte mich an eine weitere Sache, die ich klären musste. „Ich möchte die Atmosphäre hier nicht noch einmal stören, aber…“, begann ich zögerlich. Auffordernd blickten mich die von einem Schleier verdeckten orangenen Augen an.
„Ich habe dir doch erzählt, von deinem Traum“, begann ich zögerlich und erinnert mich an die unangenehme Szene, in der ich dem Krieger von meiner Gabe, in die Gedanken anderer einzudringen, erzählt hatte. Er hatte befürchtet, ich würde ihn ausspionieren.
Schon zuckte er alarmiert zusammen. „Das war einmalig“, bekräftigte ich aus Angst, er würde mich jetzt wieder meiden. Dann erzählte ich ihm alles. Wirklich alles, vom Anfang an.
Der Mond ging fast schon unter, als ich müde gähnte und Donnerschrei entschied, wieder zum Lager zurückzugehen. Schweigend liefen wir nebeneinander her, bis er die Stille unterbrach:
„Es tut mir weh, das zu sagen, aber wir können nicht zusammenbleiben. Du kennst ja die Regeln.“ Seufzend musterte ich meine Umgebung und versuchte, mich mit der traurigen Tatsache zu konfrontieren. Da ich eine Heilerin war, war es mir verboten, mit ihm zusammen zu kommen. Ich durfte ihn einfach nicht lieben.
Plötzlich kam mir eine Idee. Vielleicht würde der Clan es akzeptieren, wenn ich nun doch noch Kriegerin werden würde? Obwohl, nein, das war nicht das, was ich wollte. Birkengesicht wäre enttäuscht und irgendwie war ich im Kämpfen auch nicht so gut. Außerdem gefiel mir das Kräutersammeln doch ganz gut, die enge Beziehung zu meinen Ahnen- und damit auch zu meinem Bruder- war wundervoll. Zuletzt kam noch die unglaubliche Tatsache, dass mir der SternenClan einen vollwertigen Namen gegeben hatte.
Mein Weg war als Heiler vorbestimmt, egal wie sehr ich Donnerschrei liebte. Denn nun, als Heilerschülerin, würde ich bald viele Katzenleben retten können. Hatte ich das nicht schon getan? Der SternenClan behielt recht damit, dass ich nicht sterben durfte. Mein ganzes Leben lag vor mir!
In Gedanken stritt ich mich kurz über die Aussage, die mir auf einmal in den Sinn kam: „Das ist nun mal so. Aber du verstehst dich so gut mit Rubinblatt, ich fände es schade, wenn du diese Beziehung aufgibst.“
Die Eifersucht meldete sich ganz laut bei mir, doch ich wollte einfach nur, dass der Kater glücklich war. „Meinst du das ernst?“, wollte er wissen und ich spürte, dass ich das Richtige gesagt hatte. „Toderst“, gab ich zurück und lachte.
Einige Tage später reiste ich zum Mondstein und bekam auch offiziell meinen neuen Namen. Märchenwinde- ich kann alleine schon an dem Klang spüren, dass das Schicksal etwas anderes für mich bereithält.
Rubinblatt und Donnerschrei wurden ein Traumpaar. Leicht beneide ich sie immer noch, doch der Krieger ist sehr glücklich- und genau das ist es, was ich will. Wir zwei sind sehr gute Freunde und ich genieße jede Sekunde mit ihm.
Meine Farben sind noch immer nicht zurückgekehrt- und sie werden wahrscheinlich auch nicht wieder kommen. Das ist eigentlich sehr schade, doch ich habe mich daran gewöhnt. Und diese Farbenblindheit hilft mir, mich an den Erinnerungen an meine frühere Zeit, die gegen die graue Welt in Pracht gestrahlt hatte, zu erfreuen.
Kurzum: ich bin glücklich. Nie hätte ich mir nach Tropenpfotes Tod erträumen können, dass ich jemals wieder das Leben genießen könnte, doch so ist es. Birkengesicht ist mir ein guter Mentor, und weil ich mir Mühe gebe, macht das Lernen auch Spaß.
Ich sehe nicht mehr so oft in die Zukunft, das deute ich dann auch so, dass in nächster Zeit Frieden herrschen wird. Ich bin recht froh, dass wir Heiler nichts außer Dornen und Erkältungen zu heilen haben, doch auch im Krieg werde ich meinem Clan beistehen, denn er braucht mich. Und ohne ihn wäre ich auch nicht mehr, als eine einfache Streunerin, oder?